Letztens traf ich mich mit einem Team richtig guter Unternehmer. Diese Runde trifft sich regelmäßig und hat miteinander schon zahlreiche größere wie kleinere Projekte abgewickelt.
Doch in den letzten Monaten ging es nicht mehr richtig. Die Kooperation wurde unverbindlicher, die Teilnahme schwankte immer stärker, die Begeisterung war gesunken. Die Stimmung war toll, das Klima harmonisch aber dennoch: es war der Hund drin.
Mich erinnerte das an eine meiner letzten Jahre im Management, da traf ich auch auf ein Team, welches unglaublich harmonisch war aber keine Leistung erbrachte. Es gab Null Konflikte - aber es ging nichts weiter. Die Menschen mochten sich und verbrachten auch privat Zeit mit einander und sie arbeiteten gut, doch alles dauerte "ewig und einen Tag".
Ist Verkehr das beste, was im Büro geht?
Manche Teams haben viel Verkehr. Oft auch nur Verkehr. Was ich damit meine? Einfach: Wodurch zeichnet sich guter Straßenverkehr aus? Alles fließt. Alle nehmen auf einander Rücksicht. Alle sind happy. Happy, weil jeder für sich voran kommt, beschäftigt ist und dabei in seiner Blechdose seine eigene Musik hören kann.
Herrscht im Büro der Verkehr,
kommt das Team nicht voran.
Aber ist das ein Team? Wenn jeder in seinem Büro hocken kann, seine "Musik" hört, seinen Ideen nachhängt? Harmonie ist ja super - aber kann man Herausragendes leisten, wenn der eine den anderen nicht auch mal herausfordert? Wenn man in den Ideen des anderen keine Fehler mehr sucht, nur weil man ihn nicht verletzten will? Dann wird mit fehlerhaften Ideen weiter gearbeitet - und Zeit verschwendet.
Ein gutes Team kann harmonisch arbeiten, UND es hat Platz für Konflikt. Es hat auch eine Konfliktkultur entwickelt, die der Verbesserung der Arbeit Platz gibt und an anderen Stellen auch Wonne und Heiterkeit zulässt. Als ich selbst noch im Vertrieb war, war mein Job, Kunden zu begeistern und auch auf ihre Wünsche einzugehen. Meine große Gegenspielerin war Christina, die Leiterin unserer Rechtsabteilung. Ihr Job war es, darauf zu achten, dass wir Verkäufer in unseren Zusagen nicht gegen die Grundsätze des Unternehmens verstoßen und die Policies einhalten. Was haben wir gestritten. Lautstark gestritten. Doch vor dem Start der Debatte hatten wir ein merkwürdiges Ritual: wir begrüßten einander und ich würde anfangen mit "im Vertrieb brauche ich a,b,c von dir" und sie würde antworten: "mein Job ist es, nicht allem zuzustimmen". Dann ging es los. Am Ende verließen wir ihr Büro, schüttelten uns die Hände und sagten "alles Gut, wir sind ja Freunde" und tranken einen Kaffee. Das ging manchmal nicht gleich nach dem Meeting, weil wir einander die Augen ausgekratzt hätten, aber es ging immer am nächsten Tag. Das war unsere Konfliktkultur. Sie funktionierte.
Wären wir kein Team gewesen, wären wir - wie im Straßenverkehr - einander rücksichtsvoll ausgewichen, wir hätten keine Ergebnisse gehabt.
Teams haben Ziele auf die sie hin arbeiten. Sie verändern ihre Rollenaufteilung je nachdem, welche Kompetenz gerade wichtig ist. Sie weichen einander nicht aus und sind nicht froh, in ihrem Büro zu hocken, wo sie keiner stört. Sie fordern einander heraus, machen einander besser und spornen sich zu Höchstleistungen an.
Habt keinen Verkehr im Büro, seit ein Team.