Letztens beim Schachtelwirt meiner Wahl entdecke ich folgendes Schild:
Lassen wir mal den Kalauer außen vor und schauen wir uns die echte Botschaft an: Habe ich Lust auf 100% Geschmack? Manche meinen, das wäre eine mutige Frage in dem Laden aber ich muss gestehen, manchmal hab ich richtig Lust auf einen Big Mac. Und dann sollte er schon 100% schmecken.
Was ist also falsch an der Botschaft?
Einfach. Beworben wird ja das Außergewöhnliche, die Eigenschaft, die das Produkt von allen anderen abhebt. Und irgendwie sagt mir McD da, dass dieser McChicken Deluxe sich durch 100% Geschmack auszeichnet. Im Unterschied zu den anderen Produkten? Wenn Du also 100% Geschmack haben willst, musst Du den nehmen, weil die anderen... naja, die haben eben andere Eigenschaften. Geschmack ist es nicht. Da bin ich jetzt jahrelang mit meinem Big Mac um den Geschmack betrogen worden. Die wussten wie es geht aber machten das erst beim Hühnerweckerl.
Was lernen wir daraus?
Achte immer auf eine zweite vorhandene Botschaft in Deinen Angeboten. Diese zweite Botschaft kann in den Worten selbst versteckt sein, sie kann durch die Struktur Deiner Aussage transportiert werden oder aber sie kann durch kulturell unterschiedliche Interpretationen entstehen.
Berühmt sind die Übersetzungsfehler: Elektrolux war echt der Meinung am U.S. Markt Fuß zu fassen mit dem Slogan "Nothing sucks like Elektrolux". Und der Chevvy Nova ging bei der spanisch-sprechenden Bevölkerung baden (No va = geht nicht).
Schwieriger zu entdecken sind die strukturellen Stolpersteine:
Rasch und einfach - aber dafür brauche ich unzählige Worte, Einschübe und Nebensätze? Vorsicht: unsere Schreibweise zeigt dem Kunden viel ehrlicher, wie wir denken.
Die wohl häufigsten Fehler sind aber in den Worten selbst.
"Einfach Railaxed unterwegs" wirbt aktuell die Österreichische Bundesbahn. Etwas übersehen wurde dabei, dass "axed" soviel bedeutet wie "erschlagen", "beseitigt" oder "gestrichen" zu sein. Nicht nur U.S. Amerikanische Touristen irgendwie jeder, der des Englischen mächtig ist, wird sich davor hüten, einfach unterwegs beseitigt zu werden.
"Viele EHEC-Tote werden nicht mehr ganz gesund" - zwar kein Firmenspruch aber ein gutes Beispiel, was passiert, wenn man die Texte in Etappen schreibt und nicht mehr kontrolliert.
Der Mürzverband lud mutig zu den "Erlebnistagen Kläranlage" ein. Ich hoffe, dass in meinem Tagebuch niemals die Kombination von "Erlebnis" und "Kläranlage" vorkommt. Denn etwas zu erleben heißt, davon betroffen zu sein, es auf sich wirken zu lassen. Ich will weder von einer Kläranlage "betroffen" sein noch sie "auf mich wirken" lassen.
Achte also in Deinen Angeboten und Slogans auf mögliche Doppeldeutigkeiten, zu einfach wird sonst Dein gutes Angebot zu einem skurrilen Kalauer.