Heute geht es um die Frage, woran Du erkennst, ob die Ideen, Wünsche und Vorschläge der anderen Deine Zeit wert sind. Denn wenn Du blind jeder Idee folgst, dann wirst Du sehr wenig Zeit für eigene Projekte haben, Du wirst aufgerieben werden. Wie also erkenne ich, dass diese Idee toll und jene Idee schwach ist?
Kennst Du das? Jemand kommt auf Dich zu und hat einen Vorschlag. Es wäre da dies oder das zu tun. Da gäbe es eine tolle Idee. Da könnte man etwas viel besser machen, als es bisher gemacht wurde. Ja, vielleicht hat sie oder er es auch schon bei sich so gemacht, und das hat so toll funktioniert, Du musst das unbedingt auch machen!
Vielleicht kennst Du den Ausspruch da treibt einer die Sau durchs Dorf. Damit ist gemeint, dass jemand eine Nachricht hat, mit der er viel Aufsehen erregen will. Er will eine bestehende Diskussion auf dieses Thema lenken. Das kann ein Versuch der Manipulation sein, um von anderen Themen abzulenken. Das sehen wir in der Politik täglich, wenn alle ganz erfreut eine Lappalie diskutieren, statt sich um die wirklichen Themen zu kümmen. Das kann aber auch die Bitte um Anerkennung sein. Jemand hat vielleicht für eine Sache viel Zeit investiert und möchte jetzt doch bitte, bitte, bitte dafür gelobt werden. Hier liegt es in Deinem Fingerspitzengefühl, ob es das eine oder das andere ist und wie Du damit umgehst.
Gefährlich wird es erst, wenn der andere nicht nur eine Sau durchs Dorf treiben will. Wenn er stattdessen plant, diese Sau überhaupt gleich in Deinen Stall zu stellen. Wenn er wünscht, dass Du dieses Thema doch bitte übernimmst. Dass Du Geld und Energie zur Verfügung stellst - ja vielleicht sogar Zeit. Ist die Idee unausgegoren, dann wird sie zu einem Zeiträuber.
Hier gilt es, eine Diagnose durchzuführen und zu fragen:
1. Wo hast Du das, was Du da vorschlägst, schon angewandt? Oder wo ist die Evidenz für die Idee?
2. Was waren die Ergebnisse?
3. Wie beständig waren diese Ergebnisse? Einmalig oder regelmäßig?
4. Angenommen, ich nähme mich dem an, welcher Aufwand und welche Ergebnisse erwartest Du dann in angemessener Zeit?
5. OK, wenn wir das machen, woran erkennen wir, dass wir erfolgreich sind, sagen wir in 1 Woche, 1 Monat, 6 Monaten?
Eines kann ich Dir versprechen: Unausgegorene Ideen, überleben die erste Frage nicht. Sie wurden gedacht, nicht gemacht. Sämtliche Themen, die aus einer Befindlichkeit heraus entstanden, kannst Du so aufdecken und eliminieren.
Halbfertige Ideen überleben die dritte Frage nicht. Es kann ja sein, dass jemand ein Mal Erfolg hatte mit einem neuen Thema oder einem anderen Arbeitszugang. Doch meist ist unsere Arbeit zu komplex, als dass wir von einer Änderung auf ein Ergebnis eindeutig schließen können. Gibt es beständig bessere Ergebnisse, dann hat die Idee gute Chancen.
Die fünfte Frage wirkt unscheinbar, tatsächlich ist sie die bitterste Pille. Woran werden wir erkennen, dass wir erfolgreich waren? Ich stellte diese Frage einmal als Bewerber in einem Jobinterview. Ich fragte: »Gut, angenommen alles passt und wir arbeiten in Zukunft zusammen. Woran werden Sie in einem Jahr erkennen, dass unsere Zusammenarbeit ein Erfolg war?« Mein Gegenüber war sprachlos, wusste keine Antwort. Es wurde mit einem Schlag klar, dass diese neue Position als Verkaufsleiter für strategische Projekte überhaupt kein klares Ziel hatte. Sie war weder etabliert noch war ihre Einbindung ins Unternehmen geklärt. In den Arbeitsabläufen hatte sie keinen Platz. Somit war sie ein Alien im Betrieb und konnte nur scheitern. Ich hätte diese Frage viel öfter stellen sollen.
Wenn also jemand zu Dir kommt und Dich von einer Idee begeistern will, wenn jemand will, dass Du Zeit investierst. Dann stelle ihm vorher diese fünf Fragen. An ihrer Beantwortung wirst Du erkennen, wie fertig die Idee gedacht wurde. Du wirst sehen, wo Denkfehler einen Erfolg blockieren können und Du wirst dann besser entscheiden können, wie Du vorgehst.
Eines ist klar: wenn Du einem echten Entscheider einen Vorschlag machst, dann stelle eben auch sicher, dass Du diese fünf Fragen beantworten kannst. Denn, wenn Du die anfängliche Skepsis aus dem Weg geräumt hast, dann lassen Menschen sich gerne begeistern.
Einen Nebeneffekt haben diese fünf Fragen noch: Durch sie stellst Du sicher, dass Du Dich mit dem Thema auseinander setzt. Auch wenn die Idee noch nicht gut ist - es ist gut, dass jemand mit Ideen zu Dir kommt. Blockiere diese Menschen nicht, ermutige sie konkret zu werden und die Ergebnisse zu bedenken. Schaffst Du das, werden dieselben Menschen nach einiger Zeit immer bessere Ideen zu Dir bringen. Ideen, die Dich voran bringen.