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Neukunden gewinnen, Menschen überzeugen, erfolgreich sein. Der Erfolgs-Blog von Stefan Gössler. Ideen rund um die Erfolgsprinzipien. Von Führung und Selbstführung, Verkauf und Kommunikation, Netzwerken und Teamentwicklung. Wirksprache, die Kunden überzeugt.

Das Leben ist wie ein Spargel

Das Leben ist wie ein Spargel, schreibt mein Facebook-Freund Florian. Finden Sie das auch? Ist Ihr Leben auch wie ein Spargel? Ich muss zugeben, ich war etwas verwundert. Was meint Florian bloß? Ist er ein Zyniker und meint: Das Leben ist wie ein Spargel, kaum hat man es aus dem Dreck geschafft, wird man mit noch mehr Dreck beworfen? Oder meint er, dass man bei vielen Menschen erst durch die holzige Schicht durch muss?

Ich war verblüfft und zuerst las ich mal die anderen Nachrichten auf Facebook, doch es zog mich zurück, was meint Florian bloß. Das Leben ist wie ein Spargel? Und da sehe ich es: nicht Florian hat etwas komisches geschrieben, ich habe etwas komisches gelesen: er schrieb, das Leben ist wie ein Spiegel, lächle hinein und jemand lächelt zurück.

Skurril, wie uns die Wahrnehmung täuscht und hier ein in sich geschlossenes Beispiel zauberte. Der eine meint A und der andere hört B. Wer B hört, macht sich andere Gedanken, spinnt die Ideen von B weiter, baut daraus ein Gedankengebäude, welches mit der echten Idee von A nichts zu tun hat. Kennen Sie das? Ja klar, das ist ja auch jedem schon mal passiert.

Mein Vater, der bald 60 Jahre verheiratet ist, meinte immer, wenn ich meine Frau nicht verstehe, nehme ich was immer sie sagt als Kompliment und mache ihr auch eines. In allen Beziehungen, in denen die Beziehung wichtiger als ein konkretes Ergebnis ist, ist das doch gar keine so schlechte Idee. Wenn ich nicht wirklich verstehe, was meine Frau gerade von mir will, nehme ich die beste mögliche Interpretation und gebe ihr etwas Gutes zurück.

Machen wir nicht oft das Gegenteil? Wir verstehen nicht was der andere meint und interpretieren die schlimmste, die unangenehmste Absicht? Die Fälle sind häufiger als wir glauben, Situationen in denen andere Menschen oder Firmen als Risiko, als Konkurrenten oder gar als Bedrohung wahrgenommen werden. Vor allem, wenn wir überrascht werden – dann neigen wir zu den negativsten Interpretationen. Dann wird viel Energie investiert um diesem Problem zu begegnen, dagegen vorzusorgen oder aktiv dagegen zu arbeiten. Dabei könnte mit viel weniger Aufwand eine Kooperation gefunden werden, die beide bereichert.

Ich bin nämlich absolut überzeugt, dass jeder Mensch gute Absichten hat. Dass jeder Mensch durch sein Tun sein Leben verbessern will. Oder glaubst Du, dass die anderen etwas machen, um ihr Leben mies zu machen? Schummeln Schüler, um dumm zu bleiben? Nein. Vergessen Menschen darauf, Rechnungen zu bezahlen, um gemein zu sein? Wohl kaum. Menschen verfolgen eigentlich immer eine Idee, die ihr Leben besser machen soll.

Aber eines ist auch klar: Vielleicht ist seine Idee, wie sein Leben besser wird, nicht stimmig mit meiner Idee. Der Taschendieb von letzter Woche wollte auch nur ein wenig Geld. Dass er mein Geld wollte, fand ich jetzt wiederum nicht so toll. In diesen Extremen hilft es nichts, wenn man beginnt ein sanftes Gespräch zu führen. Aber die sind doch hoffentlich nicht die Norm sondern die Ausnahme.

Wenn wir erkennen, dass die anderen im Kern eine gute Absicht haben und meine Idee, meine Vorschläge, meine Angebote dazu nicht völlig konträr liegen, dann können wir uns unterhalten und gemeinsam vielleicht eine viel mächtigere Idee entwickeln. Das klingt für Sie abgehoben? Nehmen wir ein Beispiel her:

Wenn ein Verkäufer erkennt, was die persönliche positive Absicht eines Firmenkunden ist, jenseits des offensichtlichen, dann wird dieser Verkäufer viel tiefere, persönlichere und auch zielführendere Gespräche mit seinen Kunden führen. Wenn der Verkäufer dagegen nur davon ausgeht, dass Kunden viel Leistung für wenig Geld wollen und am Ende die Rechnung nicht zahlen, dann wird derselbe Verkäufer seine Kunden als Gegner behandeln. Nicht offenbar sondern indem er seine Mails etwas anders formuliert, den Kunden etwas anders gegenübertritt und etwas verwinkelter argumentiert. Was ist wohl zielführender, den Kunden als Partner zu sehen, dem man etwas erfüllen kann – wenn man entdeckt, was es ist, oder den Kunden als Gegner zu sehen? Die Antwort ist doch klar.

Wenn das in diesem knallharten Einkauf-Verkauf-Business-Beispiel stimmt, dann stimmt das doch auch in den meisten anderen Situationen. Du nicht sicher bist, warum ein anderer Mensch dies oder das macht und wieso sie oder er so eine Aktion startet, halte Dir einfach vor Augen: auch dieser Mensch will nur sein Leben etwas schöner gestalten. Versuche sein Ziel zu verstehen und überlege, was Du dazu beitragen kannst, dass dieser andere Mensch sein Ziel erreichen kann. Überlege aber auch, was das Dir bringt – denn auch Dein Leben soll ja noch besser werden.

Das Ergebnis werden nicht nur bessere Dialoge und konstruktivere Meetings sondern auch langfristig weit höhere Motivation und Begeisterung. Menschen werden Dir aus Verbundenheit Vorschläge machen, die Dein Leben bereichern. Kunden werden Dir weitere Kunden empfehlen, weil Du für sie so wertvolle Arbeit gemacht hast und Mitarbeiter werden nicht neidisch sein, weil Du befördert wirst, sie werden sich freuen, dass Du jetzt noch mehr Handlungsspielraum hast, um sie und andere zu unterstützen.

Naiv sollten wir natürlich nicht sein – die positiven Absichten des anderen können in manchen Fällen meinen Zielen auch zuwider laufen. Doch statt unerwartetes Verhalten anderer fast schon reflexartig negativ zu beurteilen, sollten wir darin auch immer die Chance für beide suchen.

Werde daher zum Chancensucher, zum Lösungsanbieter, zu jenem Menschen, der den anderen beim Erreichen ihrer Ziele hilft. Motivierte Geschäftspartner, Menschen, die sich freuen, Dich zu sehen und am Ende auch mehr materieller Erfolg werden die Belohnung sein. Denn das Leben ist wirklich wie ein Spiegel.