"Wie führen Sie schwierige Mitarbeiter, wenn Sie keine Gehaltserhöhung als Trostpflaster anbieten können?" - so die Frage eines Managers beim Bewerbungsgespräch vor einigen Jahren.

Ich war fassungslos. Führen über Gehaltserhöhung? Sind die Aufgaben, die ich an meine Mitarbeiter verteile, so schrecklich, so menschenunwürdig, dass man das mit Geld wieder gut machen muss?

Es heißt Führung - nicht Abgeltung. Nehmen wir das mal wörtlich: Führen. Also ich nehme jemanden an der Hand und führe ihn wohin. Warum will sich jemand von mir wohin führen lassen? Ganz klar: wenn das WOHIN spannender als das HIER ist. Wenn also das Ziel etwas interessantes, begeisterndes, erfüllendes birgt.

Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ Antoine de Saint-Exupery

In den meisten Firmen wird längst nicht mehr geführt. Das private Abendkickerl ist für viele ein intensiveres Führungserlebnis als der gesamte Arbeitstag. Warum? Weil jemand eine Idee hatte - Fußball mit Freunden am Abend - und diese Idee begeisternd vermitteln konnte. Weil die Idee andere ansteckte und sie jetzt jede Woche einander Schmerzen, Stress und Streitereien beim Krieg um das Leder zufügen.

Wenn Du jemanden führen musst und den anderen nicht mit Geldscheinen bewerfen kannst, dann überlege: was ist der gemeinsame Zweck auf den ihr hinarbeitet? Was ist das Ziel und was am Ziel ist so spannend, so großartig, dass es sich lohnt dafür vielleicht sogar Schmerzen, Stress und Streitereien auszuhalten.

Entwickle eine klare Vision, male sie bunt und in allen Details. Lade dann andere dazu ein, mit Dir Wege hin zu dieser Vision zu entwickeln. Binde andere ein, wenn es darum geht, Barrieren zu erkennen und zu bewältigen. Menschen sind zu allem bereit, wenn Du ihnen einen Grund gibst. Die gemeinsame Vision ist der Grund.

Viele machen statt dessen den Fehler über Details der Umsetzung zu reden. Also zu erklären, wie der Weg zu gehen ist. Der Fehler tritt vor allem auf wenn wir das Gefühl haben, die Idee "verkaufen" zu müssen. Das müssen wir nur, wenn wir die Herausforderungen als zu groß ansehen. Herausforderungen sind toll, wenn wir das Ziel glasklar vor Augen haben. Sie sind lähmend und werden als Schwierigkeiten oder Probleme verstanden, wenn wir das Ziel aus den Augen verloren haben und uns nur mehr über die mühsamen Details kümmern.

Von dort kommt auch der zynische Managementspruch:

Nachdem wir unser Ziel aus den Augen verloren hatten, verdoppelten wir unsere Anstrengungen.

Begeistere statt dessen Deine Umgebung indem Du beschreibst, was an der Vision das aufregende, das spannende, ja eben das begeisternde ist. Teile Deine Vision und lass andere sie mit gestalten, Erlaube, dass Deine Vision wächst und sich verändert, um die Träume und Ziele der anderen auch zu umfassen. Dann wirst Du von unbändiger Motivation umgeben sein und Dinge, die vorher unerreichbar schienen, sind dann auf einmal trivial.