Heute erzähle ich Dir von einem ganz besonderen Tag meiner beruflichen Laufbahn - vom 3. November. Denn am Morgen des 3. Novembers wachte ich in einem Hotelzimmer auf, drehte den Fernseher auf und mein Leben hat sich von Grund auf verändert. Um Dir das zu erzählen, muss ich etwas ausholen.
Seit 2004 blogge ich. Ursprünglich Themen rund um NLP und Unternehmensstrategie aber bald wandelte sich das hin zur Rhetorik. Ich fand es faszinierend, wie Worte die Realität verändern können. Vor allem fragte ich mich, wie Politiker sich verkaufen. Immerhin haben Politiker ja kein Produkt, kein echtes Angebot sondern nur ein Versprechen. Und ein Versprechen, welches sie ja immer wieder brechen. Da gab es einen österreichischen Kanzlerkandidaten, der da sagte unter ihm würden die Eurofighter abbestellt werden. Dann wurde er Kanzler und bezahlte brav die Kampfjets. Politiker sind im Vertrauensindex nicht mehr hinter nur den Gebrauchtwagenhändlern, sie bekommen nicht einmal halb so viel Vertrauen geschenkt wie Gebrauchtwagenhändler.
Alle sind überzeugt, Politiker lügen und dennoch werden dieselben Personen wiedergewählt. Das hat mich fasziniert, das hat mich begeistert. Also begann ich sie zu analysieren. Gemeinsam mit 5 Trainern verbrachte ich lange Wochenenden dabei die Fernsehdebatte Schröder-Merkel von 2005 zu analysieren. Wir entdeckten bemerkenswerte Muster. Keine Sorge: es blieben keine bleibenden Schäden.
Darüber bloggte ich mehrmals wöchentlich. Eine Orchidee in der Bloggerlandschaft, die kaum einer las. Doch dann am 3. November sollte sich alles ändern. Am 3. November war ich für eine Automarke als Verkaufstrainer aktiv. Als ich am Morgen im Hotel aufwachte, drehte ich verschlafen den Fernseher auf, um auf MTV oder Viva irgendeine aufmunternde Musik zu ergattern. Doch da war CNN voreingestellt und die brachten eine Rede von Barack Obama. So viele Rhetoriker ich mir ansah, über den Teich hatte ich nie geblickt. Denn die Rhetorik der Vereinigten Staaten ist doch sehr anders als die deutschsprachige. Ich sag nur die Achse des Bösen – bei uns Futter für die Kabarettisten dort für die Maschinengewehre. Unsere Rhetorik ist anders.
Dennoch war ich hin und weg. Barack Obama baute in 2 Minuten Rede mehr rhetorische Muster ein als Gerhard Schröder in einer Viertelstunde – und Schröder war so etwas wie ein rhetorischer Zuchtstier auf Steroiden. Da konnte man die Muster mitschreiben. Obama war rhetorisch noch einmal eine ganz andere Liga.
Und da entschied ich: ich würde ein Buch schreiben. Ich nahm Barack Obamas Rhetorik als Leitfigur und verglich, wo Schröder, Merkel, Lafontaine aber auch Lincoln und Churchill ähnliche Muster verwendeten. Es gelang mir zu zeigen, dass diese Muster kulturübergreifend wirken. Das Buch wurde ein Renner und ich war auf einmal nicht mehr nur Trainer sondern trat auf großen Bühnen auf.
Kollegen haben mir nachher vorgeworfen, auf den Obama-Zug aufgesprungen zu sein, manche meinten, ich hätte es mir leicht gemacht und viele sagten es wäre halt Glück gewesen.
Glück. Klar: es war Glück. Weißt Du was Glück ist? Seneca, der römische Senator, soll mal gesagt haben: Glück ist wenn Vorbereitung und Gelegenheit aufeinander treffen. [Tweet this] Das ist Glück. Die Gelegenheit – „Barack Obama“ und „Rhetorik“ – die konnten ja viele sehen. Viele waren auch ausgebildet als Rhetoriker, um darüber zu schreiben. Aber kaum einer war vorbereitet, um die Querverbindungen zu schaffen. Kaum einer hatte das Material dafür. Jahrelang das Material zu sammeln, auch wenn es damals keinen interessierte, das war meine Vorbereitung.
Glück ist wenn Gelegenheit und Vorbereitung aufeinander treffen. Die Welt ist voller Gelegenheiten. [Tweet this] Chancen liegen vor der Türe, ja das Geld oft wirklich auf der Straße. Doch wer nicht vorbereitet ist, der sieht diese Gelegenheiten nicht. Der geht daran vorbei und murmelt vielleicht „das hab ich schon immer so gemacht“.
Wir Menschen denken zu kurzfristig. Wir sehen heute, dass jemand viel Erfolg hat und wundern uns, warum uns das nicht gelungen ist. Wir haben diesen Menschen aber nicht gesehen, als er an langen Abenden im Büro saß, als er am Samstag Termine wahrnahm oder viel Zeit fürs Lernen und Recherchieren investierte. Wir sehen ihn nur jetzt, wenn er auf der Bühne steht. Das wollen wir auch. Aber wir sind ungeduldig und wollen Erfolg hier und jetzt. Klar, das will ich auch. Doch in die Frustrationsfalle muss man ja nicht tappen.
Überlege stattdessen, welche traumhaften Gelegenheiten Du in 2 oder 3 Jahren verwirklichen willst. Mit wem Du arbeiten wirst, wo Du leben wirst und welche Fähigkeiten den Unterschied machen werden. Dann bereite Dich darauf vor. Knüpfe Kontakte zu jenen Menschen, die Dir die Türen öffnen können. Erwirb die Fähigkeiten, die dich in 2 oder 3 Jahren voran bringen werden. [Tweet this]
Setz Dich heute noch hin, nimm Dir 20 Minuten Zeit und male Dir in Gedanken aus, wer Du in 3 Jahren sein könntest. Träume! Und mach dann aus Deinen Träumen Ziele und aus Deinen Zielen Maßnahmen. Entwickle dann einen konkreten Plan, was Du machen kannst. Woche für Woche. Um Deinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen.