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Neukunden gewinnen, Menschen überzeugen, erfolgreich sein. Der Erfolgs-Blog von Stefan Gössler. Ideen rund um die Erfolgsprinzipien. Von Führung und Selbstführung, Verkauf und Kommunikation, Netzwerken und Teamentwicklung. Wirksprache, die Kunden überzeugt.

Verbrenn' Deine Boote

Du kennst Alexander den Großen? Naja, wer kennt den nicht. Er war lange einer der meistbesungenen Menschen der westlichen Welt. Glaubt man den Geschichtsschreibern wird klar: Was er wirklich verstand, war es Menschen anzufeuern, zu begeistern und an eine große Sache zu glauben. Doch weißt Du was eine seiner bemerkenswertesten Taten war?

Alexander der Große machte, was keiner auch nur zu denken wagte

Als er mit seinen Booten an der persischen Küste landete und seine Truppen an Land hatte, erreichte ihn die Nachricht, dass er in der Zahl der Soldaten über 1:3 unterlegen war. Seine Offiziere kamen zu dem eindeutigen Schluss: zurück auf die Boote, abwarten – denn es war damals sehr schwer, große Heere an einer Stelle zu stationiert lassen und zu ernähren – und später wiederzukommen, wenn der Feind nicht so gut vorbereitet war.

Ganz klar, wenn man so schlechte Chancen hat, dann ist es besser umzukehren. Oder?

Oft stehen wir vor demselben Dilemma

Letztens traf ich einen ehemaligen Manager. Ehemalig, da ihn seine Firma gekündigt hatte und seine Management-Aufgabe sich schon einige Monate lang auf Kochen und Golfen reduziert hatte. Als ich ihn fragte, was denn seine Pläne wären, meinte er nur, dass er seinen Einstieg in die Beratung plante und dann mal schauen wollte, wie das klappte. Ich fragte ihn nach einer Visitenkarte. Er hatte keine. Ich fragte ihn nach seiner Webseite. Er hatte keine. Firmennamen hatte er auch nicht und was er genau beraten wollte… naja, was die Kunden halt anfragen würden. Dann wollte ich wissen, was er denn wirklich wollte. Er konnte es nicht sagen. Später, viel später, rückte er damit heraus: er wollte alles nur nicht alleine selbständig sein. Er hatte den Status der Führungskraft genossen, das Gefühl des „gebraucht-werdens“, die Momente, in denen er schwierige Themen löste. Und er wusste: als Berater ist man davon oft weit weg. Daher haderte er, er wollte sich nicht auf seine neue Aufgabe einlassen, betrieb sie halbherzig und eines war rasch klar: Damit wurde das Hadern zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung, denn der Erfolg blieb aus. Aber hatte er denn Unrecht? Der Beratermarkt ist völlig überlaufen, es gibt unzählige Ex-Manager, die aus verschiedensten Gründen in die Beratung gegangen sind. Die Chancen stehen schlecht und wenn man so schlechte Chancen hat, dann ist es doch besser, nicht sofort ins Kalte Wasser zu springen, oder?

Als die Chancen von Alexander dem Großen schlecht standen, als er mit seinen Truppen 1:3 unterlegen war – drehte er da um? Folgte er der Logik seiner Offiziere? Nein. Er machte das Gegenteil: er verbrannte seine Boote.

Verbrenn' Deine Boote und hab Energie für das Neue

Stell Dir mal vor wie es seinen Soldaten ging. Da verbrannte die einzige Hoffnung. Jetzt konnten sie nur mehr vorwärts oder sie würden von den Verteidigern ins Wasser getrieben werden. Also gingen sie vorwärts. In all ihrer Verzweiflung mussten sie kämpfen.

Stell Dir mal vor wie es den Verteidigern ging? Die waren sich sicher, nie kämpfen zu müssen, die wussten, dass ihre zahlenmäßige Überlegenheit ihnen absolute Sicherheit bot. Nur Wahnsinnige würden hier angreifen. Und dann griffen die Wahnsinnigen an. Wer hat da keine Zweifel an der eigenen Strategie? Wer fragt sich nicht, ob er etwas übersehen hat? Ob Alexander ein zweites Heer versteckt über die Flanken bringt? Also muss man Soldaten an die Flanken schicken. Auf einmal ist die Überlegenheit nicht mehr 1:3 sondern auf einmal steht man 1:2 oder schlechter da. Die eigenen Soldaten sind auch noch verunsichert.

Die eine Seite schwelgt in Unsicherheit, die andere weiß, sie muss den Kampf ihres Lebens gewinnen. Dann ist klar, wer gewinnt. Und damit eilte Alexanders Armeen ein Ruf der Unbezwingbarkeit voraus. 

Meinem Manager eilt dagegen ein Ruf des Haderns, der Halbherzigkeit, der Unsicherheit voraus. Wer soll den buchen? Wer soll sich auf seinen Rat verlassen – wenn er selbst offensichtlich ratlos ist?

Nicht Dein Plan ist das Problem - die 5 anderen Pläne blockieren Dich

So ist das Scheitern vorprogrammiert. Weil er nicht einen Plan hat, er hat ein halbes Dutzend. Er verfolgt jede Alternative und das ist mittlerweile zum Selbstzweck geworden. Ist das ein Problem? Klar, denn so investiert er Zeit und Energie in Alternativen, die er – wenn er konkret darüber nachdenkt – sowieso nicht verwirklichen wird.

Ein absurdes Beispiel? Nun hier einige, leicht abgeänderte Beispiele der letzten Wochen:

Ein Installateursunternehmen, welches auch Entrümpelungen macht. Aus dem Nebengeschäft wurde mittlerweile ein 3-Mann-Business, welches zwar Energie und Kapital bindet, tatsächlich aber kaum Erträge erwirtschaftet. Dennoch beschäftigt es den Eigentümer für über 30% seiner Zeit – Zeit, die ihm in seinem profitablen Kerngeschäft fehlt.

Ein Energieberater, der nebenbei an einer Schule unterrichtet. Warum? Weil er damit eine fixe Anstellung hat und die Beratung nur wenig abwirft. Wie denn auch, wenn er nur 2 Tage die Woche darin arbeitet, weder in sein Marketing noch in Kundenakquise investiert.

Oder eine Anwältin, die nebenbei Taschen näht – nicht als Hobby, als Geschäftsmodell. So ist sie 3 Tage die Woche als Anwältin und 2 Tage als Designerin & Näherin aktiv. Denken wir das 5 Jahre weiter, dann hat sie im Vergleich zu ihren Kollegen um 40% weniger Berufserfahrung als Anwältin. Damit ebnet sie den Weg, um auch als Anwalt Konkurs zu gehen. Aber die Taschen sind schön.

Besonders dramatisch wird es, wenn dieses Phänomen Teams beschäftigt. Wenn in einem Verkaufsteam die einen die alten, bewährten aber margenschwachen Produkte, die anderen die innovativen aber schwer zu erklärenden Angebote und die fatalen Dritten mal das eine, mal das andere aber nichts so richtig verkaufen. Schnell sind die Unterstützungsprozesse überlastet, da jede der drei Gruppen andere Anforderungen hat, die Beschwerden nehmen zu und der Gewinn bricht ein.

Fokussieren heißt auch, sich die Alternativen zu nehmen

Fokussieren heißt zum einen auf einige wenige Dinge die Energie verteilen. Fokussieren heißt aber auch, alle Ablenkungen entfernen – eben seine Boote zu verbrennen.

Wenn Du das Gefühl hast, zerrissen zu sein, zu viele Dinge auf einmal machen zu müssen und für nichts richtig Zeit zu haben, dann ist das ein gutes Signal, dass Du die einen oder anderen Boote verbrennen solltest. Das mag hart sein, doch anders wirst Du bald an allen Fronten unter Feuer geraten.

Daher: verbrenn' Deine Boote, fokussiere Deine Kräfte und jene, die sich zurücklehnen, während sie Dir im Weg stehen, werden von Dir sehr bald sehr überrascht sein.