Der Tod ist ein schwieriges Thema, doch das Bestattungsbusiness ist hoch interessant und ein Beispiel, wie sich Branchen durch Liberalisierung verändern und wie klügere Angebote, ganz andere Gewinne zulassen. Das Thema kann man ernst oder launisch nehmen und wer mich kennt weiß: manche Dinge sind zu wichtig, um ernst genommen zu werden.
Es stirbt sich nun liberal, genauer: die österreichische Bestatterbranche wurde vor längerem liberalisiert. Was bis dahin ein Regionalmonopol war, ist nun ein normales Business wie jedes andere. Laut war das Geklage: in Zukunft würden Menschen ohne Sarg bestattet werden, es käme zu einem Niedergang unserer Kultur. Man befürchtete den Klappsarg hervor, der die Überreste ungraziös in die Grube plumpsen ließ.
Doch es kam völlig anders - wie fast immer bei Liberalisierungen. Wer bisher als überbezahlter Sargverkäufer agierte, ist heute der Generalunternehmer für DEN letzten, den ULTIMATIVEN Special Event: das Begräbnis.
Es stirbt sich anders
Völlig neue Angebote wurden möglich. Statt Angehörige von Ansprechpartner zu Ansprechpartner zu jagen, stirbt es sich heute "All Inclusive". Man hat sich gefragt: was kann man den Angehörigen abnehmen und wurde zum Eventmanager, zum Architekten des perfekten Begräbnisses. Aber man fragte sich natürlich auch, wofür zahlen Angehörige gerne etwas mehr?
- Beratungsgespräch
- Waschen
- Ankleiden im Wunschanzug
- Holzsarg oder Urne
- Partenberatung, -design & -druck
- Organisation eines Trauerredners
- Catering
- Kontakt zu psychosozialen Beratungen
- Motto-Begräbnisse mit Jazzbands oder Star-Trek-Thema (Video)
Beratung, Waschen, Kleiden - das sind natürlich Nebenleistungen, die zum Produkt hochstilisiert wurden. Doch weiter gedacht, ist hier schon viel WERT-volles für die Angehörigen: die Wahl der Parte, die Organisation der Trauerfeier usw. Das nimmt den Druck, das erlaubt den Angehörigen - je nach Familienkultur - sich mit dem Trauern zu beschäftigen oder das Testament genauer zu lesen.
Kluge Angebote sind auch gewinnträchtiger: ein Holzsarg für die Feuerbestattung kostet im Einkauf selten mehr als 50,- wird aber im Verkauf um bis zu 600,- angeboten. Bei Urnen reichen die Angebote von 25,- Euro bis zu 1.500,-. Und mit dem Eichensarg werden auch mal 3.000 und mehr verbuddelt.
Doch wer bezahlt?
Aber wer soll das bezahlen? Wem liegt das Begräbnis am Herzen? Den Hinterbliebenen? Vielleicht. Dem Verblichenen? Garantiert. Und schon entstanden umfangreiche Begräbnisversicherungen und Anzahlungsprogramme, mit dem jeder von uns dafür sorgen kann, dass wir auch den perfekten letzten Eindruck hinterlassen. Nicht nur bei unseren Freunden sondern auch am Bankkonto des Bestatters.
Denn man hat festgestellt: zahlen Menschen ihr Begräbnis selbst, sind höhere fünfstellige Auftragssummen keine Seltenheit. Zahlen die Angehörigen, bricht die Zahlungsbereitschaft rascher weg als ein Sarg zuklappen kann.
Was lernen wir daraus? Sowie wir als Anbieter beginnen, uns konkret zu fragen, was unsere Kunden tatsächlich benötigen, um unsere Leistungen zu komplettieren, können wir unseren Kunden viel Aufwand abnehmen, die Angebote unvergleichbar machen und mit stabileren Gewinnen auch die Arbeitsplätze im Unternehmen garantieren.